Was tun, wenn die Zinsen am Markt steigen?

Aktuell sind Onlinekredite sehr günstig, da die Zinsen allgemein seit längerer Zeit sehr niedrig sind. Wir gehen jedoch davon aus, dass die Zinsen für die Kreditvergabe mittel- bis langfristig wieder ansteigen werden. Wie Sie in diesem Fall reagieren sollten, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Wer legt eigentlich die Zinsen fest?

Die Zinsen für einen Kredit werden grundsätzlich von der kreditgebenden Bank festgelegt. In den meisten Fällen kommt es ganz auf die Bonität des Kunden an, welchen Individualzins dieser erhält. Meist wird dabei noch zwischen einem bonitätsabhängigen und einem bonitätsunabhängigen Zinssatz unterschieden. Diese Zinssätze stehen jedoch in einer gewissen Abhängigkeit zum Leitzins. Früher legte für Deutschland die Deutsche Bundesbank den Leitzins fest und heute ist es für die Eurozone die Europäische Zentralbank (EZB).

Die EZB verfolgt bei ihrer Geldpolitik die Ziele des stabilen Preisniveaus und einer moderaten Inflationsrate. Mit den vorhanden Geldpolitik-Instrumenten passt die EZB, sofern es notwendig ist, die Zinsen an. Dabei werden drei Arten der Leitzinsen unterschieden:

  • Die Einlagefazilität
    Zu diesem Zinssatz können Geschäftsbanken Geld bei der EZB über Nacht anlegen. Er liegt derzeit bei -0,5%. Dieser Zins bildet faktisch die Untergrenze für Tagesgeld am Geldmarkt.
  • Zins für Hauptrefinanzierungsgeschäfte
    Gegen entsprechende Sicherheiten können sich Geschäftsbanken derzeit für 0,0% Zinsen Geld bei der EZB leihen.
  • Spitzenrefinanzierungsfazilität
    Wenn eine Geschäftsbank über Nacht Geld bei der EZB beschaffen muss, muss diese aktuell einen Zinssatz von 0,25% zahlen. Dieser Zins bildet faktisch die Zinsgrenze für Tagesgeld am Geldmarkt.

Die Leitzinsen geben also an, zu welchen Konditionen sich Geschäftsbanken bei der EZB Geld leihen können oder eigenes Geld bzw. Geld Ihrer Kunden bei der EZB „anlegen“ können. Die aktuellen Zinsen der EZB finden Sie hier: Ak­tu­el­le Zins­sät­ze der EZB

Aktuelle Entwicklung der Zinsen

Das oberste Ziel der meisten Zentralbanken ist es, das Preisniveau stabil zu halten, um damit einer ausufernden Inflation zuvor zukommt. Die EZB selbst hat sich das Ziel einer stabilen Inflationsrate von rund 2,0% gesetzt. Um dieses Vorhaben zu erreichen, kann die EZB mit ihrer Geldpolitik folgende Mechanismen einsetzen:

  • Restriktive Geldpolitik
    Hierbei hebt die Zentralbank ihre Leitzinsen an, um Preissteigerungen entgegenzuwirken und somit die Inflationsrate auf einem stabilen Niveau zu halten. Dadurch müssen Geschäftsbanken Geld zu einem höheren Zinssatz von der EZB leihen, was zwangsläufig zu einem Anstieg der Zinsen der Geschäftsbanken führt.  Da nun die Kredite für Kunden der Banken ebenfalls teurer werden, hemmt dies das Wirtschaftswachstum und somit auch den Anstieg der Preise.
  • Expansive Geldpolitik
    Bei der expansiven Geldpolitik verlangt die Zentralbank nur geringe Zinsen von den Geschäftsbanken (aktuell sogar gar keine Zinsen!). Dadurch kommen Banken günstig an neues Geld und können dieses entsprechend ihren Kunden auch wiederum zu günstigen Konditionen anbieten. Mit dieser Geldpolitik steigen die Investitionen in der Wirtschaft und der Konsum und die damit verbunden Preise.

Wenn die Leitzinsen einmal angepasst werden, heißt es nicht direkt, dass sich die Zinsen für Finanzierungen bei den Banken verändern. Die Auswirkungen der Entscheidungen zur Zins- und Geldpolitik wirken in der Regel mit einer Verzögerung von rund einem Jahr im Markt.

Für Kreditnehmer hat die aktuelle expansive Geldpolitik der EZB positive Auswirkungen. Seit mehreren Jahren wurden die Leitzinsen immer weiter abgesenkt. Aktuell liegt der Zinssatz, für den sich Banken bei der EZB Geld leihen können, bei 0,0%. Für Geld, welches Geschäftsbanken bei der EZB anlegen bzw. „parken“ möchten, müssen diese sogar einen Negativzins von -0,5% bezahlen. Für die Banken bedeutet dies:

  1. Da sich Banken derzeit für 0,0% Zinsen Geld bei der EZB leihen können, können dadurch auch die Kredite an die Kunden zu sehr günstigen Zinssätzen ausgegeben.

    Beispielrechnung: Sie möchten einen Ratenkredit mit 3,0% Zinsen bei einer Bank aufnehmen. Die Bank leiht sich dafür Geld bei der EZB für 0,0%. Da die Bank dadurch 3,0% Zinsmarge hätte, dürfte der Geldgeber dem Kreditgeschäft zustimmen, sofern die restlichen Kreditparameter passen (Bonität, SCHUFA, etc.).
  2. Wenn die Banken ihr Geld bei der EZB „parken“ möchten, müssen sie derzeit einen Zinssatz von -0,5% bezahlen. Da kaum eine Bank diese Kosten freiwillig zahlen möchte, versuchen sie mit günstigen Kreditangeboten ihr Geld unter die Kunden zu bringen, um damit Gewinne zu erwirtschaften. Banken haben dadurch wenig Interesse das Geld zu horten und versuchen es entsprechend an viele Kreditnehmer zu verleihen.
@valuavitaly – 1501721

Was Sie tun sollten, wenn die Zinsen steigen

Die Erfahrung zeigt, dass die Zinsen in Zukunft wieder steigen dürften. Wenn die EZB in Zukunft wirklich entscheiden sollte, die Leitzinsen wieder anzuheben, werden auch die Geschäftsbanken die Zinsen für ihre angebotenen Kredite zwangsläufig erhöhen. Für Kreditnehmer würde dies bedeuten:

  • Die Aufnahme eines neuen Kredites wird teurer, da mehr Zinsen anfallen.
  • Die monatlichen Raten für Darlehen werden in Summe steigen.
  • Weniger Menschen werden sich einen Kredit leisten können bzw. bekommen.

Die Entscheidung der EZB zur Leitzinsentwicklung wird immer öffentlich bekanntgegeben. Sie jederzeit mitverfolgen, ob eine Wende in der Zinspolitik bevorsteht oder nicht. Noch bis vor kurzem war seitens der EZB die Rede davon, die Zinsen „noch bis mindestens in die erste Hälfte von 2020“ auf dem derzeitigen Niveau halten zu wollen. Umgekehrt könnte diese Aussage bedeuten, dass im Jahr 2020 mit einem Anstieg der Leitzinsen zu rechnen sei. In der letzten Pressemitteilung vom 12.09.2019 wurde jedoch mitgeteilt, dass die derzeitigen Niedrigzinsen solange „auf ihrem jetzigen Niveau“ verbleiben, bis eine „robuste“ Inflation von 2,0% erreicht wurde. Sollte es also keine überraschenden Wendungen in der wirtschaftlichen oder politischen Entwicklung geben, ist wohl in naher Zukunft nicht mit einem Anstieg der Leitzinsen zu rechnen. Sollte dieser Fall doch eintreffen und die Leitzinsen werden angehoben, sollten Sie entsprechend darauf reagieren und sich bei Bedarf noch günstige Konditionen für eine Finanzierung sichern:

  • Für benötigte Anschaffungen sollte ein Kredit aufgenommen werden, solange noch niedrige Zinsen von den Banken zu bekommen sind.
  • Läuft die Zinsbindung für bestehende Kredite demnächst aus, sollten Sie sich rechtzeitig günstige Zinsen für die Anschlussfinanzierung sichern. Bei Immobilienfinanzierungen beispielsweise über ein Forward-Darlehen.
  • Ein bestehender Kredit, welcher noch mit einem günstigen Zinssatz versehen ist, kann unter Umständen zu den gleichen Zinsen oder einem günstigen Mischzins aufgestockt werden

Fazit zu steigenden Zinsen

Wir leben derzeit in einer Phase der Niedrigzinsen. Für die Aufnahme eines Kredites ist das von großem Vorteil, da man für das geliehene Geld nur sehr wenig an Zinsen bezahlen muss und günstigere Monatsraten erhält. Steigen die Zinsen am Markt wieder an, sollten Sie sich noch rechtzeitig für eine Finanzierung mit günstigen Zinsen entscheiden, um sich diesen Vorteil für die nächsten Jahre zu sichern.

Bildnachweis: @JanPietruszka – 71068531