Was ist eine Restschuldversicherung – und wann greift sie?
Die Restschuldversicherung (RSV) ist eine freiwillige Zusatzversicherung, die du beim Abschluss eines Kredits abschließen kannst, um dich und deine Angehörigen gegen bestimmte finanzielle Risiken während der Rückzahlungsphase abzusichern. Ihr Zweck besteht darin, die verbleibenden Raten ganz oder teilweise zu übernehmen, wenn du dazu vorübergehend oder dauerhaft nicht in der Lage bist – zum Beispiel durch Tod, schwere Krankheit oder Jobverlust. So soll verhindert werden, dass du oder deine Familie im Ernstfall in Zahlungsschwierigkeiten geraten.
Die RSV ist streng genommen keine einzelne Versicherung, sondern besteht aus mehreren Bausteinen, die oft kombiniert oder einzeln abgeschlossen werden:
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Todesfallabsicherung: Tilgung der Restschuld im Todesfall – meist vollständig.
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Arbeitsunfähigkeit: Übernahme der Raten bei längerer Krankheit.
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Arbeitslosigkeit: Zahlung der Raten bei unfreiwilligem Jobverlust (optional, oft mit Wartezeit).
Viele Banken bieten die Versicherung direkt mit dem Kreditvertrag an – entweder als optionales Produkt oder (häufiger) als standardmäßigen Bestandteil, den du aktiv abwählen musst. Wichtig: Eine Restschuldversicherung ist gesetzlich nicht vorgeschrieben. Kein Anbieter darf dich zum Abschluss zwingen – auch wenn manche dies zwischen den Zeilen suggerieren.
Abzugrenzen ist die RSV von einer Risikolebensversicherung, die bei Tod zwar ebenfalls absichert, aber keinen konkreten Kreditvertrag bedient – und oft günstiger ist. Auch eine Berufsunfähigkeitsversicherung oder ein ausreichender Notgroschen kann in bestimmten Fällen dieselbe Funktion erfüllen – nur eben flexibler.
Ob eine Restschuldversicherung sinnvoll ist, hängt stark von deiner Lebenssituation ab. In Abschnitt 5 zeigen wir dir, wann sie wirklich einen Mehrwert bietet – und wann du besser auf sie verzichtest.
Welche Leistungen deckt eine Restschuldversicherung ab?
Die Leistungen einer Restschuldversicherung richten sich nach dem gewählten Umfang. In der Praxis unterscheidet man zwischen drei Hauptbausteinen, die je nach Anbieter einzeln oder als Paket angeboten werden:
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Todesfallversicherung:
Stirbt der Kreditnehmer während der Laufzeit des Kredits, wird die verbleibende Restschuld vollständig durch die Versicherung getilgt. Das schützt insbesondere Angehörige davor, für den Kredit aufkommen zu müssen – z. B. bei gemeinsamen Krediten. -
Arbeitsunfähigkeitsversicherung:
Bei längerer Krankheit oder Unfall, der zur Berufsunfähigkeit führt, übernimmt die Versicherung die fälligen Monatsraten. In der Regel geschieht dies zeitlich begrenzt, häufig für 12 bis 24 Monate, je nach Tarif. -
Arbeitslosenversicherung:
Bei unfreiwilliger Arbeitslosigkeit zahlt die RSV ebenfalls die monatlichen Raten – ebenfalls zeitlich befristet, z. B. bis zu 12 Monate. Wichtig: Es gelten strenge Voraussetzungen (z. B. ungekündigtes Arbeitsverhältnis, keine befristeten Verträge) und Wartezeiten von oft 3 Monaten.
Nicht in allen Fällen wird jedoch gezahlt. Häufige Ausschlussgründe sind:
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Vorerkrankungen, die nicht angegeben wurden
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Selbst verschuldete Arbeitslosigkeit (z. B. Eigenkündigung)
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Erkrankungen während der Wartezeit
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Selbstständigkeit (oft ausgeschlossen oder nur eingeschränkt abgesichert)
Einige Versicherungen sehen zudem Karenzzeiten vor – also Zeiträume, in denen du zwar zahlst, aber noch keinen Leistungsanspruch hast. Deshalb ist es wichtig, das Kleingedruckte zu lesen – und genau zu prüfen, welche Risiken abgedeckt sind und welche nicht.
Du willst wissen, wie deine Bonität bei solchen Verträgen bewertet wird? Dann schau dir unseren Beitrag über Kredit und Bonitätsprüfung an – dort erfährst du, was beim Antrag wirklich zählt.
Die Vorteile im Überblick
Eine Restschuldversicherung kann in bestimmten Fällen durchaus sinnvoll sein – vor allem dann, wenn du große Kreditbeträge über viele Jahre absichern möchtest und finanzielle Verantwortung für Angehörige trägst. Sie bietet eine zusätzliche Schutzschicht, falls das Leben anders verläuft als geplant. Besonders für Alleinverdiener oder bei langfristigen Verbindlichkeiten wie einer Baufinanzierung kann die RSV ein beruhigender Faktor sein.
Die zentralen Vorteile einer Restschuldversicherung:
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Schutz der Familie: Im Todesfall übernimmt die Versicherung die verbleibende Kreditverpflichtung – deine Angehörigen werden entlastet.
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Ratenübernahme bei Krankheit oder Arbeitslosigkeit: Wenn du unverschuldet nicht zahlen kannst, übernimmt die Versicherung die fälligen Raten (je nach Tarif und Dauer).
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Planungssicherheit: Du brauchst dir im Fall der Fälle keine Sorgen um Mahnungen, Inkasso oder negative Schufa-Einträge zu machen.
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Verbesserung der Kreditwürdigkeit: In manchen Fällen verbessert der Abschluss einer RSV das Scoring – da die Bank das Ausfallrisiko als geringer bewertet.
Eine Gegenüberstellung macht den Unterschied deutlich:
Kriterium | Mit Restschuldversicherung | Ohne Restschuldversicherung |
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Schutz bei Tod | ✅ Restschuld wird übernommen | ❌ Kredit bleibt bestehen |
Schutz bei Arbeitsunfähigkeit | ✅ Je nach Tarif, mit Wartezeit | ❌ Keine automatische Absicherung |
Schutz bei Arbeitslosigkeit | ✅ Möglich, begrenzt | ❌ Nicht vorhanden |
Kreditwürdigkeit | 🔄 Evtl. positiver Effekt | 🔄 Neutral |
Zusätzliche Kosten | ❌ Häufig hoch | ✅ Keine Zusatzkosten |
Fazit: Wer einen größeren Kredit aufnimmt und Angehörige absichern will, kann von der Restschuldversicherung profitieren – vorausgesetzt, die Kosten und Bedingungen stimmen.
Die Nachteile und kritischen Aspekte
So nachvollziehbar der Sicherheitsgedanke ist – in der Praxis sind viele Restschuldversicherungen unnötig teuer, intransparent oder schlicht überflüssig. Zahlreiche Verbraucherschützer warnen regelmäßig vor den hohen Kosten und den oft unklaren Bedingungen. Gerade bei kleineren Krediten unter 10.000 € lohnt sich eine RSV meist nicht, da das Risiko und der mögliche Schaden überschaubar sind – die Versicherungskosten aber im Verhältnis unverhältnismäßig hoch ausfallen.
Die wichtigsten Nachteile auf einen Blick:
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Hohe Kosten: Die Prämie für eine Restschuldversicherung kann mehrere Hundert bis über 1.000 € betragen – und wird oft auf die Kreditsumme aufgeschlagen. Du zahlst also auch Zinsen auf die Versicherung.
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Leistungslücken und Wartezeiten: Viele Verträge enthalten Ausschlüsse, Karenzzeiten oder Leistungsvorbehalte. Die Versicherung greift oft nicht so einfach, wie viele glauben.
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Doppelte Absicherung: Wenn du bereits über eine Risikolebensversicherung oder Berufsunfähigkeitsversicherung verfügst, ist die RSV in vielen Fällen überflüssig.
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Intransparente Vermittlung: Die Versicherung wird oft beim Kreditabschluss „mitverkauft“ – ohne echte Beratung oder Vergleich. Das kann zu Fehlentscheidungen führen.
Verbraucherschützer raten daher: Genau prüfen, vergleichen und Alternativen in Betracht ziehen. Wer eine RSV abschließt, sollte verstehen, was sie abdeckt – und was nicht. Ein Blick auf typische Kreditkostenfallen hilft dabei, auch die Versicherung als Gesamtkostenfaktor richtig einzuordnen.
Wann lohnt sich eine Restschuldversicherung – und wann nicht?
Ob eine Restschuldversicherung für dich sinnvoll ist, hängt stark von deiner persönlichen Lebenssituation ab. Es gibt Fälle, in denen eine solche Absicherung klug und beruhigend ist – und andere, in denen sie schlicht unnötig teuer ist. Entscheidend ist, ob du ein echtes Absicherungsbedürfnis hast – und ob es nicht schon eine andere, sinnvollere Lösung gibt.
Wann sie sich lohnen kann:
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Bei größeren Kreditsummen (z. B. über 25.000 €)
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Bei langer Laufzeit (mehr als 5 Jahre)
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Wenn du Alleinverdiener bist und eine Familie versorgen musst
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Wenn du keine andere Absicherung hast (z. B. keine Risikolebensversicherung)
Wann du besser verzichtest:
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Bei kleinen Krediten oder kurzen Laufzeiten
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Wenn du schon abgesichert bist – z. B. durch Berufsunfähigkeit oder Rücklagen
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Wenn die Kosten die Kreditsumme spürbar erhöhen
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Wenn dir die Vertragsbedingungen zu unklar sind
Oft lohnt es sich, Alternativen in Betracht zu ziehen: Eine Risikolebensversicherung ist bei gleichem Schutz oft deutlich günstiger. Ein zweiter Kreditnehmer kann zusätzlich Sicherheit schaffen – und verbessert zudem deine Bonität, wie du in unserem Beitrag zum gemeinsamen Kreditabschluss nachlesen kannst. Auch ein finanzieller Puffer in Form eines Notgroschens ist eine clevere Strategie, um Zahlungsausfälle zu überbrücken – ganz ohne Versicherungsvertrag.
Fazit: Prüfe, ob du die Versicherung wirklich brauchst – und wenn ja, ob die Konditionen fair sind. Es ist dein Geld. Und deine Entscheidung.
FAQ – Häufige Fragen zur Restschuldversicherung
Was genau deckt die Restschuldversicherung ab?
Je nach Vertrag übernimmt sie die Ratenzahlung bei Tod, Arbeitsunfähigkeit oder Arbeitslosigkeit – in bestimmten Grenzen und mit definierten Voraussetzungen.
Ist sie gesetzlich vorgeschrieben?
Nein. Die RSV ist eine freiwillige Zusatzversicherung. Kein Anbieter darf dich zum Abschluss zwingen – auch wenn sie oft „mitverkauft“ wird.
Wie teuer ist sie im Durchschnitt?
Je nach Kreditvolumen kann sie mehrere Hundert bis über 1.000 Euro kosten – häufig wird die Prämie auf den Kredit aufgeschlagen und mitverzinst.
Kann ich sie widerrufen oder kündigen?
Ja. Innerhalb von 14 Tagen gilt das gesetzliche Widerrufsrecht. Auch eine spätere Kündigung ist möglich – aber oft an Fristen oder Mindestlaufzeiten gebunden.
Wer bekommt das Geld im Leistungsfall?
Nicht du, sondern die kreditgebende Bank. Die Versicherung zahlt den offenen Kreditbetrag direkt an das Institut – du selbst bekommst kein Geld ausgezahlt.
Was passiert bei Selbstständigen?
Viele Policen schließen Selbstständige aus – oder bieten nur eingeschränkten Schutz. Lies das Kleingedruckte, wenn du nicht angestellt bist.
Gibt es Wartezeiten oder Ausschlüsse?
Ja. In vielen Verträgen gelten Wartezeiten von 3 Monaten, Karenzzeiten oder Leistungsausschlüsse bei bestimmten Erkrankungen oder Vertragsformen.
Was ist besser: RSV oder Risikolebensversicherung?
Eine Risikolebensversicherung ist oft günstiger und flexibler – aber nicht kreditbezogen. Die RSV ist dagegen zweckgebunden, aber teurer.
Gilt die Versicherung auch bei Umschuldung?
Nicht automatisch. Oft erlischt die Versicherung mit dem alten Kredit – du müsstest für den neuen Kredit eine neue Police abschließen.
Wie erkenne ich unseriöse Angebote?
Achte auf versteckte Kosten, fehlende Transparenz und fehlende Wahlfreiheit. Seriöse Anbieter erläutern Leistungen klar – und bieten dir eine echte Entscheidungsmöglichkeit.