Was bedeutet Bonitätsprüfung – und warum ist sie beim Kredit so wichtig?
Wer einen Kredit beantragen möchte, kommt an einem Begriff nicht vorbei: der Bonitätsprüfung. Doch was genau verbirgt sich dahinter? Im Kern prüft die Bank vor jeder Kreditvergabe, ob der Antragsteller voraussichtlich in der Lage ist, den Kredit vollständig und pünktlich zurückzuzahlen. Diese Einschätzung basiert auf finanziellen und vertraglichen Daten und dient in erster Linie der Risikobewertung: Je höher die Rückzahlungswahrscheinlichkeit, desto besser die Bonität – und desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass der Kredit zu günstigen Konditionen gewährt wird. Umgekehrt führt eine schwache Bonität dazu, dass Kreditanfragen abgelehnt oder nur zu deutlich schlechteren Bedingungen angeboten werden. Die Bonitätsprüfung schützt also nicht nur das Kreditinstitut, sondern auch den Verbraucher vor einer potenziellen Überschuldung.
Grundsätzlich unterscheidet man zwischen der internen Bonitätsbewertung der Bank und der externen Auskunft, meist von spezialisierten Wirtschaftsauskunfteien wie der Schufa. Die interne Prüfung bezieht sich auf individuelle Angaben wie Einkommen, Beruf, laufende Verpflichtungen oder Haushaltsausgaben. Die externe Auskunft liefert objektive Daten wie bestehende Kredite, vergangene Zahlungsausfälle oder die Häufigkeit von Kreditanfragen. Beide Komponenten werden miteinander verknüpft, um die Kreditwürdigkeit des Antragstellers möglichst genau zu bewerten. Besonders relevant: Die Bonität beeinflusst nicht nur die Kreditentscheidung an sich, sondern auch die Konditionen, also insbesondere den effektiven Jahreszins. Wer eine starke Bonität vorweist, zahlt oft mehrere Prozentpunkte weniger – ein entscheidender Sparfaktor über die Laufzeit hinweg.
Welche Daten werden bei einer Bonitätsprüfung erhoben?
Bei der Bonitätsprüfung greifen Banken und Kreditvermittler auf eine Vielzahl von Daten zurück – sowohl aus öffentlichen Quellen als auch aus eigener Abfrage beim Kunden oder externer Auskunft. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Schufa, die als größte deutsche Auskunftei Informationen über mehr als 60 Millionen Bundesbürger speichert. Dort werden etwa bestehende Kredite, Kreditkarten, Mobilfunkverträge, Leasingverträge, Kontoeröffnungen oder frühere Zahlungsstörungen dokumentiert. Diese Informationen fließen in den sogenannten Schufa-Score ein, der in Prozentwerten ausdrückt, wie hoch die Rückzahlungswahrscheinlichkeit eines Verbrauchers ist. Ein Wert von über 97 % gilt als sehr gut, während ein Score unter 90 % bereits problematisch sein kann – mit spürbaren Auswirkungen auf Kreditvergabe und Zinshöhe.
Zusätzlich zur externen Abfrage erheben Banken weitere einkommens- und ausgabenbezogene Daten direkt vom Kreditnehmer. Dazu gehören Gehaltsnachweise, Kontoauszüge, Angaben zu Miet- oder Unterhaltszahlungen sowie zu bestehenden Krediten und finanziellen Verpflichtungen. Die Bank darf allerdings keine sensiblen Daten wie Herkunft, ethnische Zugehörigkeit, Religion, Gesundheitszustand oder politische Einstellung zur Bonitätsbewertung heranziehen – dies ist datenschutzrechtlich verboten. Um mehr Transparenz zu schaffen, zeigt die folgende Tabelle typische Datenpunkte, die bei einer Bonitätsprüfung verwendet werden – und wie stark sie jeweils gewichtet werden können:
Datenart | Beispielhafte Angaben | Einfluss auf Bonität |
---|---|---|
Schufa-Einträge | Laufende Kredite, Zahlungsausfälle, Mobilfunkverträge | Sehr hoch |
Einkommen | Nettoverdienst, Einkommensnachweise | Hoch |
Haushaltsausgaben | Miete, Versicherungen, Unterhalt | Mittel |
Berufliche Situation | Anstellung, Selbstständigkeit, Probezeit | Mittel bis hoch |
Anzahl Kreditanfragen | Anfragehäufigkeit in kurzer Zeit | Mittel bis hoch (je nach Kontext) |
Familienstand / Haushaltsgröße | Alleinstehend, verheiratet, Kinder | Gering bis mittel |
Wer weiß, welche Informationen einfließen, kann gezielt an seiner Bonität arbeiten – und sich so bessere Kreditkonditionen sichern. In den nächsten Abschnitten gehen wir darauf ein, wie der Prüfprozess genau abläuft und wie sich der eigene Score gezielt verbessern lässt.
Wie läuft eine Bonitätsprüfung in der Praxis ab?
Die Bonitätsprüfung beginnt in der Regel unmittelbar nach dem Absenden eines Kreditantrags – sei es online, telefonisch oder im Bankgespräch. Dabei setzen viele Kreditinstitute heute auf automatisierte Scoring-Verfahren, die innerhalb von Sekunden eine erste Einschätzung liefern. Grundlage dafür sind sowohl die Angaben des Antragstellers (z. B. Einkommen, Beruf, Wohnsituation) als auch die Ergebnisse aus der Schufa-Abfrage. Die Schufa unterscheidet dabei zwischen zwei Arten von Anfragen: der sogenannten „Konditionenanfrage“ und der „Kreditanfrage“. Die Konditionenanfrage ist schufaneutral und wirkt sich nicht negativ auf den Score aus – sie dient nur der Angebotsprüfung. Die Kreditanfrage hingegen wird als konkreter Vertragswunsch gespeichert und kann den Score leicht verschlechtern, insbesondere bei mehreren Anfragen innerhalb kurzer Zeit.
Ein typischer Prüfablauf gliedert sich in mehrere Schritte:
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Erfassung der persönlichen und finanziellen Daten über das Antragsformular
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Interne Prüfung der Angaben durch automatisiertes System (Einkommenshöhe, Ausgaben, Haushaltsrechnung)
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Abfrage bei der Schufa oder anderen Auskunfteien (Infos zu früherem Zahlungsverhalten)
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Scoring-Auswertung – Kombination aller Informationen zur Risikobewertung
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Kreditentscheidung – automatisch oder durch manuelle Nachprüfung bei grenzwertiger Bonität
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Zinsfestsetzung – je nach Bonität günstiger oder teurer
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Vertragserstellung und Identifikation (z. B. per VideoIdent)
Wer online einen Kreditvergleich durchführt, sollte daher gezielt darauf achten, dass nur Konditionenanfragen gestellt werden. Gute Vergleichsportale geben diese Information offen an. Ein praktischer Tipp: Wer sich einen Überblick verschaffen will, kann auch seine eigene Schufa-Auskunft kostenlos einmal pro Jahr gemäß Art. 15 DSGVO anfordern – um so besser einschätzen zu können, wie die eigene Bonität aktuell aussieht.
Wie beeinflusst meine Bonität den Kredit – und wie kann ich sie verbessern?
Die eigene Bonität hat einen direkten Einfluss auf Zinssatz, Kredithöhe und Bewilligungschancen. Wer eine gute bis sehr gute Bonität vorweist, erhält häufig nicht nur den Kredit schneller, sondern auch zu deutlich besseren Konditionen. Umgekehrt führt eine schwache Bonität dazu, dass der effektive Jahreszins ansteigt – oder der Kreditwunsch ganz abgelehnt wird. Viele Banken arbeiten mit Bonitätsklassen, die intern festlegen, welche Zinsspanne einem Kunden angeboten wird. So kann es vorkommen, dass zwei Personen denselben Kreditbetrag beantragen, aber völlig unterschiedliche Zinssätze zahlen – allein aufgrund ihres individuellen Bonitätsprofils.
Die gute Nachricht: Die Bonität lässt sich aktiv verbessern. Wer regelmäßig und pünktlich seine Rechnungen bezahlt, keine übermäßige Zahl an Kreditanfragen stellt, alte Verträge auflöst und unnötige Kreditkarten kündigt, steigert langfristig seine Kreditwürdigkeit. Auch ein stabiles Einkommen, ein unbefristetes Arbeitsverhältnis und eine langfristige Wohnadresse wirken sich positiv aus. Die folgende Tabelle zeigt beispielhaft, wie sich die Bonität auf die Kreditkonditionen auswirken kann:
Bonitätsklasse | Effektiver Jahreszins | Kreditbetrag (10.000 €, 60 Monate) | Gesamtkosten |
---|---|---|---|
Sehr gut | 3,2 % | 180,61 € Monatsrate | ca. 10.836 € |
Gut | 5,5 % | 190,35 € Monatsrate | ca. 11.421 € |
Mittel | 8,9 % | 206,04 € Monatsrate | ca. 12.362 € |
Schwach | 12,5 % | 224,65 € Monatsrate | ca. 13.479 € |
Ein Unterschied von mehreren hundert oder gar tausend Euro über die Laufzeit zeigt, wie entscheidend der Bonitätsstatus ist. Wer also in nächster Zeit einen Kredit plant, sollte frühzeitig beginnen, die eigene Bonität zu optimieren – damit der Kredit nicht nur bewilligt, sondern auch bezahlbar wird.
Bonitätsprüfung ohne Schufa – geht das? Worauf sollte man achten?
Viele Kreditinteressenten mit schwacher Bonität oder negativer Schufa suchen gezielt nach Krediten ohne Schufa-Prüfung. Solche Angebote existieren tatsächlich – meist stammen sie von spezialisierten Finanzvermittlern oder ausländischen Banken, die keine Kooperation mit der Schufa haben. Dabei handelt es sich jedoch nicht um „Kredite ohne Bonitätsprüfung“, sondern lediglich um Angebote, bei denen die Schufa nicht abgefragt oder negativ bewertet wird. Auch bei diesen Produkten erfolgt eine Prüfung der Rückzahlungsfähigkeit – z. B. durch Einkommensnachweise, Kontoauszüge oder Bürgschaften. Kreditvermittler werben in solchen Fällen oft mit Begriffen wie „Kredit trotz Schufa“ oder „Schufa-neutraler Kredit“, was missverstanden werden kann.
Wichtig ist: Nicht alle dieser Angebote sind seriös. Viele sogenannte „Schufa-freie Kredite“ beinhalten hohe Zinsen, Vorkosten oder Zusatzverträge wie teure Versicherungen. Besonders problematisch sind Anbieter, die vorab Gebühren verlangen oder aggressive Werbung einsetzen. Wer dennoch auf einen Kredit ohne Schufa angewiesen ist, sollte auf folgende Punkte achten:
Checkliste für seriöse Kredite ohne Schufa:
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Keine Vorkosten oder „Vermittlungsgebühren“ vor Vertragsabschluss
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Klare Angaben zu Zinssatz, Laufzeit, Gesamtkosten
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Kein Zwang zum Abschluss zusätzlicher Produkte (Versicherung etc.)
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Impressum mit erreichbarer Adresse und Kontaktmöglichkeit
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Realistische Versprechungen (z. B. keine „Sofortzusage trotz negativer Einträge“)
Für viele Kreditnehmer mit eingeschränkter Bonität kann es sinnvoller sein, Alternativen wie Bürgschaften, einen zweiten Kreditnehmer oder eine Umschuldung mit Bonitätsaufbau in Betracht zu ziehen. Auch ein transparenter Dialog mit der Hausbank kann zielführender sein als die Suche nach vermeintlich schufafreien Angeboten. Denn seriöse Anbieter prüfen immer – auch wenn sie nicht auf die Schufa zurückgreifen.
FAQ – Häufige Fragen zur Bonitätsprüfung beim Kredit
Was genau prüft die Bank bei meiner Bonität?
Die Bank analysiert Ihre finanzielle Situation, laufende Verpflichtungen, Ihren Schufa-Score sowie Ihr Einkommen. Ziel ist es, die Rückzahlungswahrscheinlichkeit Ihres Kredits objektiv zu bewerten.
Wird jede Kreditanfrage in der Schufa gespeichert?
Nein, nicht jede. Konditionenanfragen sind schufaneutral und werden nicht scorewirksam gespeichert. Nur sogenannte Kreditanfragen erscheinen sichtbar und können den Score beeinflussen.
Wie erfahre ich meinen aktuellen Score?
Einmal pro Jahr können Sie kostenlos eine Selbstauskunft bei der Schufa beantragen (§ 15 DSGVO). Alternativ bieten kostenpflichtige Portale auch aktuelle Scores und Verlaufskontrollen an.
Wie lange bleiben negative Einträge bestehen?
In der Regel drei Jahre ab Begleichung der Forderung. Härtere Einträge – wie Insolvenzen – bleiben bis zu sechs Jahre gespeichert. Eine vorzeitige Löschung ist unter bestimmten Umständen möglich.
Wie viele Kreditanfragen sind zu viel?
Mehrere Kreditanfragen innerhalb kurzer Zeit können den Eindruck erwecken, dass Sie finanzielle Probleme haben. Besser: Angebote über Konditionenanfragen einholen, die keine Wirkung auf den Score haben.
Kann ich meine Bonität selbst verbessern?
Ja, z. B. durch pünktliche Zahlungen, Kündigung unnötiger Konten, keine neuen Schulden und Vermeidung harter Schufa-Anfragen. Auch die Korrektur fehlerhafter Schufa-Einträge kann helfen.
Sind Kredite ohne Bonitätsprüfung legal?
Kredite ganz ohne Prüfung sind unseriös und oft gefährlich. Eine gewisse Prüfung der Rückzahlungsfähigkeit ist gesetzlich vorgeschrieben, auch zum Schutz des Verbrauchers.
Warum bekomme ich trotz guter Bonität keinen Kredit?
Neben Bonität spielen auch andere Faktoren eine Rolle, etwa Beruf, befristetes Arbeitsverhältnis oder unzureichende Sicherheiten. Auch technische Ablehnungen bei Onlineanträgen kommen vor.
Wie viel Einfluss hat mein Einkommen?
Das Einkommen bestimmt maßgeblich, ob Sie den Kredit bedienen können. Es ist neben dem Schufa-Score einer der zentralen Faktoren in der Risikobewertung.
Schadet ein Kreditvergleich meinem Score?
Nein, wenn der Vergleich schufaneutral über Konditionenanfragen erfolgt. Seriöse Portale achten darauf und weisen in der Regel explizit darauf hin.